Instituts für Pädagogik und Zukunftsforschung / Rezension: Ingeborg Becker-Textor

PDF: Rezension www.kindergartenpaedagogik.de_Becker-Textor_2017

Quelle, Quelle, 20. Februar 2018

http://xn--kindergartenpdagogik-nzb.de/2421.html

Vor mir liegt ein Bilderbuch mit der Geschichte eines Wiesels. Sein Name: Ratzfatz. Da man Wiesel
in der Natur nur selten zu Gesicht bekommt, sind sie Kindern kaum bekannt. Es bietet sich deshalb
an, wenn Sie vor dem Einsatz dieses Buches in der Kita-Gruppe den Kindern einige Fotos von
Wieseln zeigen. Ist dem einen oder anderen Kind schon einmal ein Wiesel begegnet, wird es
sicherlich davon berichten.
Dann können die Kinder Ratzfatz kennenlernen. Er ist ein ganz besonders flinkes Wiesel. Ratzfatz
hat einfach keine Zeit zum Trödeln. Die Welt wartet auf ihn, und er will nichts versäumen. Das ist
aber nicht immer gut, denn man muss warten können – z.B. beim Spielen oder beim Lesen einer
Geschichte. Sie sind als Pädagogin jetzt bestimmt schon auf der richtigen Spur: Es geht in dem
Bilderbuch um Hyperaktivität.
Ratzfatz macht die Erfahrung, dass es manchmal gut ist, ruhig und konzentriert zu sein, aber dann
auch wieder schnell und flink. Ferner lernt Ratzfatz, dass alle seine Freunde verschieden sind – wie
auch die Kinder in Ihrer Gruppe. Es gibt große und kleine, hibbelige, träumerische, nachdenkliche,
lustige… Zusammen genommen sind all die tierischen Freunde von Ratzfatz ein tolles Team.
Die Eule hat die schärfsten Augen und findet die anderen Tiere immer schnell. Nur, dieses Mal
haben sich alle gut versteckt und sind mucksmäuschenstill – was gar nicht so einfach ist. Alle
müssen so lange still sein! Aber so findet die Eule sie nicht.
Manchmal ist Ratzfatz zu schnell, wie beim Eierholen, oh je… Er freut sich schon auf den Besuch
bei der Füchsin. Die kennt sich nämlich aus mit den Schnellen und Flinken. Sie sagt immer, was
Ratzfatz tun soll. Und danach, da klopft sein Herz… Und dann wird er immer stiller.
Diese wunderbare Geschichte kann auch zusammengeführt werden mit Rhythmik, autogenem
Training, Yoga – also Bereichen, bei denen es ganz besonders auf die eigene Körperwahrnehmung

 

ankommt. Hyperaktive Kinder sind dafür sehr offen und können die dabei auftretenden Gefühle
auch beschreiben. Sie finden sich in Ratzfatz wieder und pendeln dann zwischen Ruhe und
Aktivität. Ihre Hyperaktivität wird quasi „aufgefangen“, und sie werden nicht zu Außenseitern.
So ist Ratzfatz kein Bilderbuch zum einmaligen Betrachten, sondern ein Begleiter im Alltag. Es ist
auch für die heil- und sonderpädagogische Arbeit zu empfehlen. Zum Buch gibt es noch den
Bastelbogen „Ratzfatz springt“. Konnte ich Sie neugierig machen?
Ingeborg Becker-Textor